Soziale Beziehungen in einer Pandemie
Das Projekt untersucht, wie soziale Beziehungen Gesundheitsverhalten und psychologisches Wohlbefinden in einer Pandemie beeinflussen und wie wir Differenzen mit Bekannten oder der Familie über Präventionsmassnahmen überwinden.
Projektbeschrieb
Mit einem Citizen-Science-Ansatz wird anhand von empirischen Studien Folgendes untersucht: Welche Auswirkungen auf gesundheitsschützende Verhaltensweisen und auf das Wohlbefinden Erwachsener haben Präventionsmassnahmen sowie soziale Prozesse in Familien, Freundeskreisen und Gesellschaftsgruppen. Diese Frage wird für die Coronapandemie und für künftige Krisen allgemein gestellt. Im Projekt wird ein gemeinschaftsbasiertes Programm entwickelt, mit dem Menschen Konflikte überwinden können, die auf unterschiedliche Meinungen über Gesundheitsmassnahmen wie Maskenpflicht, Abstandhalten oder Impfungen zurückzuführen sind. Mit einem Computerspiel soll modelliert werden, wie sich die Identifikation mit einer sozialen Gruppe auf Verhaltensweisen während einer Gesundheitskrise auswirkt.
Hintergrund
Schutzmassnahmen sind zentral für die Eindämmung von Infektionskrankheiten. Standardtheorien konzentrieren sich auf die Überzeugungen und die Selbstverantwortung der Menschen. Sie vernachlässigen jedoch den Einfluss des sozialen Umfelds (Familie, Freundeskreis). Da diese bei Gesundheitsfragen aber eine wichtige Rolle spielen, sind die sozialen Normen einer Gruppe, und der Identifikationsgrad mit dieser Gruppe, zentral für die Anwendung von Verhaltensmassnahmen zum Schutz der Gesundheit.
Ziel
Das Projekt untersucht die Rolle sozialer Beziehungen in Bezug auf die Akzeptanz von gesundheitsschützenden Massnahmen während einer Pandemie. Es wird ein Konzept entwickelt zur Lösung von Konflikten zwischen Menschen mit engen sozialen Beziehungen, die infolge von Meinungsverschiedenheiten über Schutzmassnahmen entstehen. Das Projekt zeigt empirisch, wie die Identifikation mit einer sozialen Gruppe die Anwendung solcher Massnahmen beeinflusst.
Bedeutung
Das Projekt zeigt, welchen Einfluss soziale Beziehungen und Gruppen auf das Verhalten im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Infektionskrankheiten haben. Die bisherige Forschung zu Covid-19 konzentrierte sich entweder auf das Individuum (z. B. persönliche Einstellungen) oder auf den grösseren sozialen Kontext (z. B. die Impfpolitik). Es werden soziale Faktoren ermittelt, die die Anwendung von Schutzmassnahmen sowie das Wohlbefinden bei Pandemien und ähnlichen Krisen fördern (bzw. mindern).
Anwendung
Das Projekt analysiert, wie sich die positiven Auswirkungen sozialer Beziehungen auf das psychische Wohlbefinden der Gesamtbevölkerung übertragen lassen. Mit einem Citizen-Science-Ansatz entwickeln die Forschenden ein gemeinschaftsbasiertes Interventionsprogramm. Diese niedrigschwellige Mediation dient der Prävention von Konflikten zwischen einander nahestehenden Personen (Freunde, Familie) bei Meinungsverschiedenheiten über Pandemiemassnahmen und kann auch in anderen Krisen eingesetzt werden.
Originaltitel
Promoting health-protective behaviors and well-being in pandemics: The role of social relationships
Publikationen
Die Publikationen des Projektes finden Sie im SNF-Datenportal.