Häusliche Gewalt
Das Projekt untersucht, wie sich die Coronapandemie und die Massnahmen zu ihrer Bekämpfung kurz-, mittel- und langfristig auf Konflikte und Gewalt in Familien in der Schweiz ausgewirkt haben und weiterhin auswirken.
Projektbeschrieb
In unserer Langzeitstudie untersuchen wir zum einen, wie sich das Ausmass häuslicher Gewalt seit 2017 laut amtlicher Statistiken und Umfragen entwickelt hat und bis 2025 weiter entwickeln wird. Zum anderen befragen wir Familienmitglieder dazu, inwiefern sich die Coronapandemie und die Massnahmen zu ihrer Bekämpfung auf Konflikte und Gewalt in ihren Familien ausgewirkt haben. Dabei wollen wir wissen, wie Risiko- und Schutzfaktoren auf verschiedenen Ebenen (Individuum, Beziehung, Gemeinschaft, Gesellschaft) zusammenwirken und warum es in manchen Familien in dieser Zeit zu mehr Gewalt gekommen ist als in anderen. Ebenso interessiert uns, unter welchen Umständen sich Betroffene Unterstützung holen können und dies tun und wann dies nicht der Fall ist.
Hintergrund
In der Schweiz wie auch international wurde befürchtet, dass die Massnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie zu mehr häuslicher Gewalt führen. Bisherige Studien hierzu widersprechen sich jedoch: Einige weisen auf einen Anstieg der Gewalt in Familien hin, andere nicht. Das gilt auch für Studien aus der Schweiz.
Ziel
Ziel des Projektes ist es, Empfehlungen für Gewaltprävention in Krisenzeiten wie der Coronapandemie abzugeben. Hierfür wird erforscht, wie sich das Ausmass häuslicher Gewalt in Pandemiezeiten entwickelt hat und wie Risiko- und Schutzfaktoren für Gewalt in Familien zusammenwirken. Nur so können wir verstehen, wieso es während der Pandemie in machen Familien zu (mehr) Gewalt gekommen ist und unter welchen Bedingungen sich Betroffene Unterstützung holen bzw. holen können.
Bedeutung
Bisher ist nicht geklärt, ob häusliche Gewalt während der Coronapandemie in der Schweiz zugenommen hat oder nicht. Es braucht mehr Wissen dazu, wie sich Krisen wie die Pandemie auf häusliche Gewalt auswirken, um dies bei politischen Strategien berücksichtigen zu können. Für das Planen von wirkungsvollen Gewaltpräventionsmassnahmen in Krisenzeiten ist es ausserdem wichtig zu wissen, unter welchen Bedingungen sich Betroffene Hilfe holen (kön-nen) und wann sie das nicht tun (können).
Anwendung
Die Ergebnisse der Studie können als Grundlage genutzt werden, um bei politi-schen Strategien die verschiedenen Situationen und Belastungen von Familien angemessener berücksichtigen und Präventionsmassnahmen gezielter und effektiver gestalten zu können. Darüber hinaus können Unterstützungsangebote für betroffene Personen basierend auf den Studienergebnissen gezielter geplant und eingesetzt werden.
Originaltitel
Family violence and COVID-19: The pandemic within the pandemic
Publikationen
Die Publikationen des Projektes finden Sie im SNF-Datenportal.